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Die Herren der Erdfeuer


Silbern leuchtete der Mond durch die Zweige des alten Haines. Unter des mächtigen Stämmen der Bäume erhob sich ein Hügel. Erschöpft von einem langen Tag erreichte Amiella diesen geschützten Ort. Die Jagd war nicht sehr erfolgreich gewesen und sie war froh, endlich einen geeigneten Platz für ein Lager gefunden zu haben. Sie legte ihre kärgliche Beute zu Boden und entfachte ein Feuer. Dann machte sie sich daran den Hasen auszunehmen. Als das Fleisch über dem Feuer briet und Amiella sich auf ihrer Decke ausstreckte waren die Sorgen des Tages beinahe vergessen.

Nach langer Zeit wieder Besuch auf dem Hügel. Kürea, die Breade machte sich auf des Weg, zu schauen, wer da wohl gekommen sei. Leise stieg sie aus dem Hügel auf und ihr schlanker durchscheinender Körper unterschied sich kaum von der Farbe der Erde unter ihren Füßen. Ihr Blick fiel sofort auf die Gestalt die am Feuer saß. "Ah, ein Waldelf," sprach sie leise und schwebte näher.

Tief in Gedanken blickte Amiella in die tanzenden Flammen. Der Hase war fast gar und das Wasser lief ihr im Mund zusammen. In ihrem Geist weilte sie längst wieder bei ihrem Geliebten.

"Guten Abend, stolzer Elf" begrüßte Kürea den Fremden. Amiella fuhr herum.
"Schade", seufzte die Breade enttäuscht, "nur eine Elfe."
"Ein Elf wäre euch wohl lieber gewesen." sagte die Waldelfe spöttisch.
Die Breade lachte, "Ja, ein Elf wäre mir lieber, doch ihr habt sicher auch eure Qualitäten."
"Möchtet ihr sie erproben?" fragte Amiella heiter.

Unvermittelt brach zwischen ihren Füßen der Boden auf und Amiella und Kürea wichen erschrocken zurück. Aus dem Boden ertönte ein silbernes Lachen. Als Sie nach unten blickten erschien zwischen den Erdklumpen ein rotbraunes Mützchen. "Eine merkwürdige Nacht", sagte die Breade, "ein Elf der eine Elfe ist und ein Mundschmeiss mit Hut."

"Wenn ich ein Mundschmeiss bin so seid ihr ein Auerhahn auf Balz." sprach das kleine Männlein und klopfte sich die Erde von des Kleidern.

Die Waldelfe grinste, wer könnte einem Koboldlachen widerstehen. "Guten Abend, Nachbar." sagte sie freundlich. Kürea lächelte ebenfalls und glättete den aufgeworfenen Erdhügel.

Das Erdmännchen zog seine Mütze: "Gleichfalls einen guten Abend wünsche ich euch. Wie ich sehe, habt ihr es euch schon gemütlich gemacht. Das trifft sich gut, ich habe neue Geschichten mitgebracht." Die drei setzten sich an das Feuer und Amiella bot frisches Quellwasser aus ihrem Beutel an. Dann, nachdem sie mit einem "Wülüdühü" angestoßen hatten, begann der Kobold mit dunkler, sandiger Stimme zu erzählen.


Von den Herren der Erdfeuer will ich berichten.


Sie leben in großen Hallen unter des Bergen. Hallen von wunderbarer Pracht und Schönheit. Sie sind immer hell, obwohl niemals ein Sonnenstrahl sie berührt. Geschliffene Edelsteine spenden ihnen Licht. Steine, deren Wert nur ein Zwerg zu ermessen vermag, und es ist ein großes Geheimnis, wie die Zwerge die Steine dazu bringen, das Sonnenlicht zu fangen. Alles, was man darüber weiß ist, dass sie diese mit unendlicher Geduld bearbeiten. Man sagt, sie könnten des Stein selbst verstehen und ihn nach ihrem Willen formen. Nicht wenige behaupten, sie seien aus Stein geboren und dies ist auch wirklich wahr.


Das Erwachen eines Zwerges habe ich geschaut.


Ihm Inneren des Gesteins, tief unten an des Wurzeln der Berge liegen, eingebettet im Erz, Steine von wundersamer Macht. Die Zwerge nennen sie Herzsteine und in jedem von ihnen schläft eine Seele. Wenn die Zeit reif ist wächst um in herum ein Körper aus des Gebeinen der Erde. In ihren Adern rinnt flüssiges Erz, dessen Wärme dem Stein Geschmeidigkeit verleiht und ihm des Hauch des Lebens schenkt. Sie erwachen in Dunkelheit, die für sie keinen Schrecken hat, da sie selbst in völliger Finsternis zu sehen vermögen. So beginnen sie die Reise zu ihrem Volk. Diese währt lang oder kurz, je nach ihrer Begabung des Fels zu formen. Ihre Ankunft ist der Grund zu einem großem Fest. bei dem der Erwachte in die Gemeinschaft aufgenommen wird. Zu dieser Zeit sind sie keine Kinder mehr, sind aber auch noch nicht erwachsen. Ihre Jugend wird bestimmt durch die Erprobung ihrer Fähigkeiten. Sie verlassen meist ihre Heimat und ziehen umher, um neue Dinge zu schauen und sich den Wind um ihre Nase wehen zu lassen. Sie genießen diese Zeit und so mancher Ältere erzählt Abends am Feuer, mit wilden jungen Augen, von seinen Abenteuern als junger Zwerg.


Ich war mit einem Zwergen auf Wanderschaft.


Kälte bringt den Zwergen den Tod. Einmal fand ich einen Zwergen im Eisspitzengebirge. Er lag im Schnee und bewegte sich nicht. Sein Körper war spröde von der eisigen Kälte und wirkte wie tot. Nur in seinen Augen sah man das Feuer seines Herzens. Es war Wärme, die er entbehrte und ihn wieder erwecken könnte. Eilig stürzte ich des Berg hinab. Knister! Eben hatte ich den Feuerkobold am Fuß des Berges getroffen. Er würde dem Zwergen helfen können. Und wahrhaftig, wieder bei dem unglücklichen Zwergen angekommen schmiegte sich Knister an ihn und begann zu glühen. Es dauerte lange und Knister leuchtete immer schwächer. Endlich begann der Zwerg, sich zu bewegen. Knister prasselte schwach: "Er benötigt viel mehr Wärme als ein anderes Wesen."

"Bei allen Essen, die dir den Arsch verbrennen, kann Schnee nicht etwas Wärmer sein!" polterte der Zwerg.

"Vielen Dank für die überschwängliche Freude bei deiner Rettung!" zischte der Feuerkobold.

Der Zwerg lachte und stellte sich vor: "Beim Silber des Berges, mein Name ist Talamar und ab heute wird man mich Schneeschläfer nennen. Ich danke euch."
"Nun, noch seid ihr jung, Talamar Schneeschläfer," sprach Knister, "doch mit der Zeit werdet auch ihr ruhiger werden."

"Ich bin ruhig!!" rumpelte der Zwerg und Knister zog es vor, sich wieder zu trollen. Von diesem Tag an blieb ich bei Talamar und begleitete ihn auf seinen Reisen. Zwerge sind wahrlich seltsame Gesellen. Sie atmen nicht, denn wer hätte schon einmal einen Stein luftholen sehen. Sie essen und trinken auch nicht, ihr Körper kommt allein mit der Kraft der Erde unter ihren Füßen aus. Trotz allen lieben sie starke Getränke, jedoch nur wegen ihres Geschmackes. Am Tage wandern sie ungern, denn ohne des Schutz eines magischen Amulettes würde die Sonne sie zu Stein werden lassen, und erst am Abend bekämen sie ihr Leben zurück. Auch der Schlaf ist ihnen unbekannt, sie ermüden nur, wenn sie die Erde nicht berühren. Unter dem Berg sind sie wahre Meister. Sie sehen in völliger Dunkelheit und ihre Sinne sind solcherart, dass sie Metalle und Gestein an Geruch und Geschmack unterscheiden können.

In ihren Essen und Schmieden brennt ein heißeres Feuer als anderswo und sie sind in der Lage selbst Ilimur, das Blausilber zu schmieden. Die Hitze fügt ihnen keinen Schaden, sie lieben das Blut der Erde.


Ich lebte in den Hallen der Zwerge.


Nie zuvor sah ich solche Kunstfertigkeit. Ihre Hallen sind groß und weit. Die Wände sind über und über besetzt mit geschliffenen Edelsteinen und Kristallen. In ihren Facetten bricht sich das Licht der Sonne und bringt Helligkeit selbst und die entfernteste Kammer. Sie fangen das Licht auf des Spitzen der Gebirge in riesigen spiegelnden Kristallen, bündeln es und leiten es durch tiefe Schächte in das Innere des Berges. Das gebrochene Licht ist dergestalt verwandelt, dass es die Zwerge nicht mehr zu Stein erstarren lässt. Edle Steine und Kristalle sind ihre große Leidenschaft. Sie schaffen daraus Schmuck und Geschmeide von solcher Schönheit, dass sie dem Betrachter das Augenlicht rauben können.


Schneeschläfers Tod.


Zwerge sind zwar ewig jung, doch des Todes Hand greift auch nach ihnen. Der Schwarze Reiter suchte Oberonia heim und unter seinen Hufen fiel auch Talamar. Er zerfiel zu Felsstaub. Nur sein Herzstein blieb. Denn es gibt wenig auf dieser Welt, was einen Herzstein zerstören kann. Ich hob ihn auf und brachte ihn zurück zu seiner Gemeinschaft. Man empfing mich mit Trauer im Herzen und Erz in den Augen. Ich war der Diandhu, der Träger des Herzsteines und nur ich konnte seine Seele dem Berg zurückgeben. Der Magmastrom bringt den Stein zu den Wurzeln des Gebirges, wo er ruht bis er erneut erwacht.

Erzquell
1999