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Lirielle

Ein Sonnenstrahl kitzelt meine noch geschlossenen Blütenblätter. Wieso Blütenblätter? Woher weiß ich denn, dass ich welche habe - ich war doch ....... Hm, hier fehlt mir die Erinnerung, da ist nur mehr das Wissen um den gestrigen Abend, an dem ich nicht mehr wusste, wie es weitergehen sollte, nicht mehr weiter wollte. Ich hab beschlossen, nicht mehr aufzuwachen, alles sinnlos - kein Licht mehr, es ist eisig kalt, niemand da, der meine Hilfe braucht, niemand, mit dem ich lachen kann. Ich schließe die Augen und gleite weg, in einen langen, tiefen Schlaf, kein Überlegen mehr, nur mehr Ruhe und wunderbare Finsternis, Ruhe - endlich.
Und jetzt, jetzt spür ich einen Sonnenstrahl - Sonne heißt Licht - Licht!!!!!!! Licht, hab ich gesucht und so lange nicht gefunden - was heißt das? Ich existiere weiter, da muss jemand sein, der mich braucht, jemand, der mich zurückgerufen hat. Also ganz vorsichtig jetzt, ein Blütenblatt öffnen? Woher weiß ich, wie das geht, dass ich Blütenblätter habe, wieso weiß ich, dass mich jemand zurückgerufen hat? Denk nicht drüber nach, lass es geschehen, viel später wirst du wissen, woran du dich erinnert hast, warum du bist, wo du bist, lass geschehen, was passiert, freu dich und empfinde wieder - warm, hell - Mut, öffne auch deine anderen Blütenblätter, streck Dich, schau raus - was siehst du?
Rund um mich sind Blumen wie Sterne, es riecht gut, es ist ruhig und da ist ein neues Gefühl: ich sollte nicht mehr einfach nur eine Blume sein, gebunden an einen festen Standplatz, abends die Blütenblätter schließen, schlafen, morgens wieder aufwachen, immer wieder der gleiche Rhythmus, schön, geruhsam - aber nicht lange - war das mein Anfang? Ja, scheint so und dann wurde mir langweilig und ich ließ geschehen, dass andere bestimmten, was ich tat, und hab mich verloren - bis zum gestrigen Abend........ Und jetzt, jetzt bin ich wieder auf einer Sternenblumenwiese, ich weiß nicht, wo sie ist, ich weiß nicht, wie ich mich hier wegbewegen kann, was ich tun kann - das Sonnenlicht genießen, die Ruhe, die ich solange gesucht habe, auch wenn ich weiß, dass ich nur hier bin, um Kraft zu schöpfen.
Ein paar Tage vergehen, ich fühl mich wohl und weiß, dass ich weiter muss. Wie tun? Ich bewege meine Blütenblätter - und siehe da - da sind auf einmal Flügel, ich kann fliegen? Ganz sanft die Flügel bewegen, vorsichtig, nicht meine Wurzeln aus dem Boden reißen. Wurzeln? Ja, Wurzeln, die stecken im Boden - aber nein, nicht mehr, oder schon - nur sie halten mich nicht fest - ich kann fliegen - wie eine Fee? Ja, wie eine Fee und warum? Warte ein bisschen, gleich wirst du es wissen, vertraue......
Also, ganz vorsichtig losgeflogen. Schön, herrlich, frei, ich gleite dahin - die Wiese ist groß, da ist auch ein See, da liegt jemand, eine ganz schwarze Gestalt und ein paar kleine Wesen fliegen um diese Gestalt rum - was ist da los, wer ist das? Ich fliege näher hin, ganz leise, ich mag nicht, dass mich wer bemerkt, noch nicht - auch das gelingt, ich bleibe unbemerkt. Die schwarze Gestalt, wer ist das, näher ran, seh nichts, nur da ist so ein Gefühl, ein Gefühl, als wüsste ich, wer das ist.
Es dauert nicht lange und es kommen ein paar Menschen, Menschen - was ist das - noch nicht drüber nachdenken, warten. Einer der Menschen hebt den schwarzen Umhang vom Gesicht der Gestalt - und da ist die Erinnerung, aber das ist doch ............
Ein schnelles Bild, ein schneller Gedanke und wieder weg, eines bleibt, ich möchte an der Seite dieser Frau mit dem langen schwarzen Haar bleiben, sie wirkt so weit weg, so traurig, so verletzt und mir trotzdem so nahe. Ich werde einfach in ihrer Nähe bleiben und beobachten, was mit ihr geschieht und vielleicht bald wissen, wer sie ist und ihr dann ganz viele Fragen stellen, später, erst soll es ihr besser gehen, erst soll sie selbst wissen, dass da Licht ist, dass es guttut zu sein.
***

Ich erkunde jetzt mal die Umgebung und versuche zu erfahren, wo ich bin.
***

Auf meiner Suche gelange ich in die Nähe einer große Stadt. Dort treffe ich ein hochgewachsenes, weißgekleidetes Wesen mit einem kleinen Baum in der Hand. Der Baum macht mich neugierig und ich spreche ihn an. Er erzählt mir, dass er Anthardes heißt und ein Baumgeist ist und dass ich im Reich der Naturgeister bin, hier gäbe es viele Wesen, die keine Menschen sind, so wie er selbst und ich. Ich? Ja, ich, ich bin seiner Definition nach eine Kleinfee, eine Blumenfee - aha - hm, ob er mir auch erklärt, was für ein Wesen ich da bin? Ja, er verspricht es mir, aber später, er wäre gerade erst von einer langen Reise zurückgekehrt und wolle in die Stadt, um dort Freunde zu treffen. Also werde ich warten.

Da sind so viele neue Eindrücke, so viele Wesen ............. da kommen Menschen; ein Mensch ist die Dame mit den langen schwarzen Haaren, ich setz mich auf ihr Knie und lächle sie an und probiere zu sprechen, ein paar Worte, nur warum sag ich ihr, dass ich Syaris heiße? Und plötzlich weiß ich, das ist Crysalgira und Anthardes kennt sie.

Dame Crysalgira, wollt Ihr mir von Eurem Leben erzählen und gestatten, an Eurer Seite zu bleiben und zu lernen, und, und helft Ihr mir, herauszufinden, warum ich sagte, ich sei Syaris und nicht Lirielle oder trage ich mehrere Namen?
Und Ihr, Anthardes, wollt Ihr dabei helfen?
Und das Wichtigste - darf ich denn bei euch bleiben?

© 2004 Lirielle